“The Sophisticated Ladies & Gents” holen den Broadway nach Ochtrup
Der gute alte John Travolta wird bittere Tränen weinen, wenn er demnächst in den sozialen Medien sieht, wie er von dem Leader der Schulbigband des Städtischen Gymnasiums (Christoph Bumm-Dawin) – besser bekannt als „The Sophisticated Ladies und Gents“ – in dem herrlich schrill-roten Hawaii-Hemd an die Wand getanzt wird. „Summer Nights“ aus dem Musical Grease war nur einer der musikalischen Knaller bei den beiden Konzerten am Donnerstag und Freitagabend in der Aula des Schulzentrums. Hurra, sie sind zurück! Und das Strahlen in den Augen jedes einzelnen Bandmitglieds der blas- und schlagstarken Truppe war bis in die letzten Zuhörer-Reihe zu sehen. Diese miese Corona-Generalpause war endlich vorbei. Es ist schon eine Leistung, dass die Bigband des Gymnasiums – mit einigen „Oldie-Korsettstangen“ (u. a. Jan Niehues, Danielle Zoe Haffner) verstärkt – „den Bock“ auf das fetzige und erdige Musizieren nicht verloren hat und sich trotz Abstands und mit Anstand, mit Videoproben und corona-konformen Kleinstauftritten das Faible für den Bigband-Sound-Spaß nicht hat verleiden lassen. Schulleiter Olaf Reitenbach hatte mit Bedacht aus dem der Titelsong des Abends „On Boadway“ die Zeile „Here’s always magic in the air“ (hier liegt immer etwas Zauberhaftes in der Luft) zitiert, als er den Startschuss zum Konzertmarathon gab. Und die bis in die teilweise gefärbten Haarspitzen motivierten Musizierenden gaben gleich zu Beginn mit „Gonna Fly now“ („Wir heben jetzt mal ab“) die entsprechende Antwort. Und das war garniert mit einem „Hammersound“ der Band, der von Tonmeister Ansgar Nitsche so richtig zu seinem Recht verholfen wurde. Die Instrumentalsolisten Melissa Hagemann, Jacob Philipps, Marlen Hutzenlaub, Gerrit Janning, Felix Winter, Jonah Welp, Veit Flaßkamp und nicht zu vergessen der „Walking Bass“ von Astrid Janning motiviertem die beiden Gesangssolistinnen Daniela Pauk und Helen Stegemann denn auch zu echten „Wow-Momenten“ („Warrios“, „Natural Woman“ sowie im Spontan-Duett mit „Can you feel the love tonight“). Christoph Bumm-Dawin verschwieg zwar nicht „seine Herzenssache Big-Band“, betonte aber auch gerne, dass ein solches Projekt nur durch unzählige Helfer und Unterstützer ermöglicht wird (vom Förderverein der Schule, der Verbundsparkasse Emsdetten Ochtrup, anderen Sponsoren und vielen spendenfreudigen Zuhörern). Jeder und jedem auf der Bühne merkte man Engagement und Begeisterung an, sich für das Big-Band-Erlebnis „voll reinzuhängen“. Das Fieber und die Faszination bei den „Sophisticated Ladies und Gents“ mitspielen zu können und zu dürfen, sorgte sogar dafür, dass man einen europaweiten Railway Trip-unterbrach oder von seiner aktuellen Schule an die alte Wirkungsstelle zurückeilte (Jasmin Herbering). Von Lucie Nacke, Matthias Varelmann und Louis Feldevert ins rechte Licht gerückt, brannte da ein ohrenschmeichelndes Programm-Feuerwerk ab von Rock („Smoke on the water“ bis hin zu George Gershwins Swing-Standards („A Foggy Day“). Als nach der Pause der erwähnte Trikottausch erfolgt, umschwirrte die Moderation des zumeist tanzenden und auch schon mal dirigierenden Bandleaders der Straßensound der Weltstadt New York – immer wieder abgelöst von der so vielschichtigen Musik, die man in den dortigen Kinos, Theatern, Musical-Doms, Konzertstätten, Hotels („Puttin‘ on The Ritz“) und Bars des Broadway erwarten darf. Da schaute „Mack the Knife“ um die Straßenecke und bei Louis Primas „Sing, Sing, Sing“ gab die Truppe auf der Bühne – wie so oft an diesen Abenden – so richtig Gas. Und bei so viel Spielfreude und Begeisterung „da oben“, ließen sich die beifallsstarken Zuhörer „da unten“ nicht lumpen und sorgten für die verdienten „Standing Ovations“ und erjohlten und erklatschten sich nur allzu gerne Zugaben.
Martin Fahlbusch